Was das vertraute Glockengeläut angeht, ist es still geworden in der Plüschowstraße. Die (lediglich) zwei Glocken der Lister Matthäuskirche sind dort nur noch zurückhaltend zu vernehmen, wenn der Wind gut steht. Und ehrlich gesagt kommen sie nicht an den schönen Dreiklang des Heilig-Geist-Geläuts heran. Im Dezember 2022 hatten die Bronzegüsse mit Namen "Glaube", "Hoffnung" und "Liebe" aus dem Jahr 1976 das letzte Mal zum Gottesdienst gerufen. Die Menschen der Heilig-Geist-Gemeinde selbst haben längst neue Heimat in ihren beiden Muttergemeinden Vahrenwald und bei uns in der List gefunden. Immer wieder hören wir, dass es den Menschen gut hier geht. Und dennoch: Als am 13. März 2024 die Glocken aus dem modernen Kirchturm geholt wurden, versetzte das manchem einen Stich ins Herz. Hatten sie nicht über 46 Jahre treu zum Gottesdienst gerufen? Dass die Kirche nun vom Knabenchor Hanover genutzt wird, hat viele gefreut - eine gute Nachnutzung! Aber der Abtransport der Glocken...!? Was passierte mit den wertvollen Bronzegüssen? Ist es nicht gerade heute ein falsches Signal, Glocken verstummen zu lassen?
Ein helles, frohes Geläut
Aber die Glocken aus "Heilig-Geist" sind nicht stumm geblieben! Wenige Wochen nachdem ihre Reise in der Plüschowstraße begonnen hatte, erreichten sie ein kleines Dorf im südlichen Estland. Und seit dem 8. September läuten sie wieder - und was ist das für ein helles, frohes Geläut! Über die "Glockenbörse" war die neue Gemeinde gefunden worden, die seit langer Zeit ohne Geläut hatte auskommen müssen: Paistu, eine kleine evangelisch-lutherische Landgemeinde mitten in den Wäldern Estlands, etwa 2 Stunden südlich von Tallin.
"Glaube" - "Hoffnung" - "Liebe". Die drei bleiben also nicht stumm. Und das ist gut in einer Zeit, die von ganz anderen Kräften getrieben zu werden scheint. Als Nachfolgerin der evangelischen Heilig-Geist-Gemeinde zu Hannover wünschen wir Lister den Geschwistern 1200 Kilometer nord-östlich von Hannover Gottes reichen Segen für ihre Gemeinde. Mögen die alten, neuen Glocken Glauben wecken und all denen Hoffnung schenken, die sie hören; mögen sie das Vertrauen in Gottes Liebe für diese Welt immer wieder neu entfachen.
Marco Müller